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Die Puppe

Autor unbekannt; Übersetzung: Albin Schmutz

 

 

Wie immer in Eile und wie immer im letzten Moment vor Weihnachten fuhr ich ins Shopping Center, damit ich auch ja alle Geschenke kaufen konnte. Wie gewohnt zu dieser Zeit war alles überfüllt und ich ärgerte mich, dass ich immer im letzten Moment meine Einkäufe tätige. "Das wird Stunden dauern und dabei habe ich doch noch so viel zu tun!"

 

Im Gedanken versunken dachte ich mir: "Ach wäre doch dieser Stress bald einmal vorbei!" Nachdenklich lief ich umher und plötzlich befand ich mich in der Spielzeugabteilung und ärgerte mich prompt über die hohen Preise und überlegte, ob die Kinder wirklich mit solch teuren Spielzeugen verwöhnt werden müssen? Ich schaute umher und sah einen ca. 5-jährigen, dunkelhaarigen Jungen welcher verzweifelt eine kleine Puppe an sich presste. Er streichelte die Haare der Puppe und sein Blick war unendlich traurig. Ich fragte mich im Gedanken für wen wohl diese Puppe sei, welche er so innig an sich drückte.

 

Der Junge drehte sich zu einer älteren Frau und fragte sie: "Oma, bist Du sicher, dass wir nicht genug Geld haben, um diese Puppe zu kaufen?" Die Frau antwortete gütig: "Du weißt, dass Du nicht genug Geld hast, diese Puppe zu kaufen, mein Liebling!" Dann teilte sie ihm mit, dass sie schnell in die Kleiderabteilung gehe, er solle hier auf sie warten. Der schwarzhaarige Junge blieb stehen und presste weiterhin die Puppe an sich. Ich lief nun in seine Richtung und fragte ihn, für wen denn diese wunderbare Puppe sei. Traurig antwortete er: "Das ist die Puppe, welche meine Schwester so bewunderte und die sie sich so innig zu Weihnachten wünschte. Sie war überzeugt, dass sie diese Puppe vom Vater bekommen würde!"

 

Aufmunternd sagte ich zu ihm: "Ich bin überzeugt, dass Dein Vater ihr diese Puppe schenken wird." Tränen rollten aus seinen Augen und er antwortet: "Nein, Papa kann die Puppe nicht hinbringen, wo jetzt meine Schwester ist. Ich muss diese Puppe unbedingt meiner Mutter geben; sie kann sie dann meiner Schwester geben, wenn sie dort ankommt."

 

Und wieder kollerten Tränen aus seinen Augen: "Meine  Schwester musste für immer weggehen.  Mein Papa sagt, dass auch meine Mami bald weggehen wird zu meiner Schwester. So dachte ich, dass vielleicht die Mami sie mitnehmen kann, um sie dann meiner Schwester zu übergeben.”

 

Mein Herz drohte still zu stehen! Traurig schaute mich das Kind an und flüsterte: "Ich sagte zu meinem Papi, dass er der Mama sagen soll, sie soll noch nicht weggehen bis ich vom Einkaufen zurück bin, damit ich ihr die Puppe geben kann und jetzt kann ich sie nicht kaufen." Er zeigte mir ein Foto von sich und seiner Schwester, ein lächelndes, hübsches Mädchen und sagte: "Meine Mutter wird auch dieses Foto mitnehmen, damit sie mich nie vergessen wird."

 

"Ich liebe meine Mutter so sehr und möchte nicht, dass sie weggeht, aber der Papi sagt, dass sie gehen muss, damit meine Schwester nicht so allein ist." Und wieder schaute er so traurig auf die kleine Puppe. Schnell griff ich in meine Tasche und nahm einige Geldscheine heraus. Aufmunternd sagte ich zum Burschen: "Wollen wir nicht noch einmal zusammen das Geld zählen, vielleicht reicht es doch für die Puppe?"

 

Unauffällig legte ich meine Geldscheine zu seinem Geld, und begann mit ihm zusammen zu zählen. Natürlich hatte er jetzt genug Geld und es blieb sogar etwas übrig! Befreit lachte er und sagte: "Danke, danke lieber Gott, dass Du mir genug Geld gegeben hast, damit ich die Puppe kaufen kann." Er schaute mich glücklich an und sagte: "Gestern noch, vor dem Einschlafen habe ich zu Gott gebetet, dass er mir hilft, genug Geld zu haben, damit ich die Puppe kaufen kann. Jetzt kann die Mami die Puppe zu meiner Schwester bringen. Gott hat mich gehört... Jetzt habe ich sogar noch Geld damit ich eine gelbe Rose für meine Mami kaufen kann. Meine Mami liebt gelbe Rosen über alles."

 

Bald darauf erschien seine Großmutter wieder und ich entfernte mich unauffällig. Ich beendigte meine Einkäufe, mein Ärger war vergangen und ich konnte diesen jungen Knaben nicht aus meinen Gedanken entfernen.

 

Zu Hause erinnerte ich mich plötzlich: Vor zwei Tagen las ich einen Bericht in der Lokalzeitung, ein betrunkener Lastwagenfahrer fuhr mit voller Wucht in einen Kleinwagen. Im Wagen befanden sich eine junge Frau und ein Mädchen. Das Mädchen verstarb noch an der Unfallstelle und die Mutter war in hoffnungslosem Zustand im Spital und wurde mit Apparaten am Leben erhalten: Die Familie hatte entschlossen, die Apparate abzustellen, weil absolut keine Chance da war, dass sie jemals aus dem Koma erwachte.

 

Ich fragte mich, ob dies wohl die Familie des jungen Burschen wäre? Einige Tage später erfuhr in der Zeitung vom Tode der jungen Frau. Impulsiv entschloss ich einige gelbe Rosen zu kaufen und fuhr zum Friedhof, wo die junge Frau im offenen Sarg lag... In ihrer Hand eine gelbe Rose und auf ihrer Brust lag die Puppe und das Foto welcher mir der Knabe gezeigt hatte.

 

Weinend verließ ich den Friedhof! Ich fühle, etwas hatte mein Leben für immer verändert. Die innige Liebe dieses Burschen zu seiner Mutter und Schwester blieb bis heute in meiner Erinnerung. Es ist so hart festzustellen, dass innerhalb weniger Sekunden ein Betrunkener all dies dem Knaben entrissen hat.

 

 

Vielleicht überlegt sich der Eine oder Andere, wie blöd und verantwortungslos es ist, betrunken am Steuer zu sitzen! Bleibe verantwortungsvoll, mische Dich ein, wenn Du Betrunkene siehst, welche Auto fahren, nimm ihnen die Schlüssel weg, fahre sie nach Hause! Du rettest damit vielleicht ein Leben!